FDT PRAXIS LIVE Nr. 19
THEMA: Entwässerungsgrundlagen im Fall einer Flachdachsanierung
Wenn der Flachdachaufbau saniert wird, müssen auch die vorhandenen Entwässerungsanlagen überprüft werden. Entsprechen sie nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik, sind sie zu erweitern oder durch komplett neue Dachentwässerungssysteme zu ersetzen.
Eine Sanierung kann den Austausch der Dämmung und Abdichtung, bzw. die nachträgliche Aufbringung von Zusatzdämmung oder Gefälledämmung erfordern. So besteht z.B. die Möglichkeit, das Entwässerungskonzept im Zuge einer neuen Gefälleplanung mit den auf unsere Rhenofol und Rhepanol Abdichtungsbahnen abgestimmten FDT-Entwässerungskomponenten wirtschaftlich und nachhaltig zu planen.
Ganz gleich ob Vario Gully, Notüberlauf, Sanierungsflansch, Warmdachaufsatz, etc., im FDT-Vario Gully Systembaukasten findet sich für jede Anforderung eine systemkompatible Lösung.
Flachdachentwässerungen sind so zu planen, dass Niederschläge auf kurzem Weg ohne Stau abgeleitet werden. Entscheidende Voraussetzung dafür ist ein ausreichendes Gefälle.
Die Bemessungsgrundlagen für Entwässerungsanlagen sind in folgenden Normen, Fachregeln und Merkblättern geregelt:
- DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“,
- DIN EN 1253 „Abläufe für Gebäude“,
- DIN EN 12056-3 „Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden“,
- DIN 18531 Teile 1, 3, 5 „Abdichtung von Dächern“,
- Flachdachrichtlinie „Fachregel für Dächer mit Abdichtungen“,
- ZVDH „Merkblatt zur Bemessung von Entwässerungen“.
Ist ein Architekt (Planer) mit der Durchführung, bzw. Überwachung der Sanierung beauftragt, so ist dieser für die vorschriftsmäßige Ausführung verantwortlich. Wurde kein Architekt beauftragt, trägt der ausführende Fachbetrieb die Verantwortung.
Bei Entwässerungsanlagen wird zwischen innenliegender und außenliegender Entwässerung unterschieden. Außenliegende Entwässerungsanlagen bestehen i.d.R. aus vorgehängten Dachrinnen mit daran angeschlossenen Fallrohren. Bei innenliegenden Entwässerungsanlagen unterscheidet man Anlagen mit Punktentwässerung, also Gullys und Anlagen mit linienförmiger Entwässerung, z.B. innenliegende Rinnen.
Beide können als Freispiegelentwässerungs- oder Druckentwässerungsanlage ausgeführt werden.
Freispiegelentwässerung:
Bei der Freispiegelentwässerung gelangt das Wasser über mehrere Fallleitungen in eine im Gefälle verlegte Grundleitung, über die es abgeleitet wird. Die Leitungen sind teilgefüllt. Der Abfluss des Regenwassers erfolgt dabei über die physikalische Gesetzmäßigkeit der Schwerkraft.
Bildquelle: Sita Bauelemente,
Rheda Wiedenbrück
Druckentwässerung (Unterdrucksysteme):
Bei Druckentwässerungsanlagen, auch Unterdrucksysteme genannt, sind die Fallrohre und Anschlussleitungen komplett mit Wasser gefüllt. Dadurch wird die gesamte Wassersäule zwischen Dachablauf und Grundleitung hydraulisch wirksam und die Abflussleistung liegt deutlich über der einer vergleichbaren Freispiegelentwässerungsanlage. Um das Fallrohr komplett zu füllen, werden mehrere Dachabläufe über ein gemeinsames Fallrohr an die Grundleitung angeschlossen.
Bildquelle: Sita Bauelemente, Rheda Wiedenbrück
Im Sanierungsfall muss also bedacht werden
- Wenn die Dachfläche eines Gebäudes saniert wird, muss das Abflussvermögen der vorhandenen Entwässerungsanlage überprüft werden.
- Gleichfalls ist zu kontrollieren, ob Notentwässerungen vorhanden, richtig angeordnet und auch ausreichend bemessen sind.
- Unabhängig von der Größe des Daches müssen grundsätzlich jedem Entwässerungstiefpunkt auf dem Dach mindestens ein Dachablauf und eine Notentwässerung zugeordnet werden.
Diese Voraussetzungen werden bei vielen älteren Bestandsgebäuden nicht erfüllt. Angesichts zunehmender Starkregenereignisse sind viele Flachdach-Entwässerungsanlagen den Niederschlägen somit nicht mehr gewachsen.
Rechenbeispiel:
Als Beispiel dient ein Flachdach mit 4.000 m² und Standort Köln, welches regelkonform ausgelegt wurde. Im Falle eines Jahrhundertregens, also einem fünfminütigen Starkregenereignis, der hier mit 693 l/s und ha angegeben ist, würden sich innerhalb von 5 Min. 83160 l Wasser ansammeln, also rund 83 t. Was das für die Statik des Daches bedeutet, sollte das Entwässerungssystem komplett versagen, kann man sich vorstellen. Feuchteschäden sind somit noch das geringste Übel. Im Extremfall kann ein Rückstau auf dem Dach die Statik des ganzen Gebäudes gefährden.
Dachabläufe
Dachabläufe sind grundsätzlich an den tiefsten Stellen der zu entwässernden Dachflächen einzuplanen. Nach DIN 1986 Teil 100 Pkt. 14.2.5 sollte der Abstand der Dachabläufe (auch Attikaabläufe und Notabläufe) 20 m nicht überschreiten, wenn sich die Dachabläufe in einem linearen Tiefpunkt befinden.
Der Abstand von Dachdurchdringungen untereinander und zu anderen Bauteilen, z.B. Wandanschlüssen, Bewegungsfugen oder Dachrändern, soll mindestens 30 cm (besser jedoch 50 cm) betragen, damit die jeweiligen Anschlüsse fachgerecht und dauerhaft hergestellt werden können. Maßgebend ist dabei die äußere Begrenzung des Flansches.
Vorhandene, funktionsfähige Dachabläufe von 137 mm – 210 mm können bei Aufbringung von mindestens 50 mm Zusatzdämmung, unter Verwendung des FDT Vario Gully Sanierungsflansch problemlos in die neue Dachabdichtung eingebunden werden. Hierzu wird der Sanierungsflansch mit der beiliegenden Dichtschnur auf dem alten Gully montiert und nach Verlegung der Dämmung einfach mit einem entsprechendem Warmdachaufsatz angeschlossen.
Notentwässerung
Die Notentwässerung darf nicht an die Grundleitung bzw. Kanalisation angeschlossen werden, da diese für den Jahrhundertregen nicht ausgelegt ist. Alle Notüberläufe müssen ungehindert ins Freie entwässern können, auch Gullys mit Anstauring. Diese benötigen eine eigene Verrohrung ins Freie. Als Notüberläufe können neben den FDT-Attikaüberläufen grundsätzlich alle FDT Vario Gullys mit Notüberlaufstutzen eingesetzt werden.
Bildquelle: Markus Friedrich Datentechnik, Eichenwalde
Entwässerungsnachweis
Eine Dach-Entwässerungsanlage arbeitet immer dann korrekt, wenn das anfallende Niederschlagswasserschadensfrei abgeleitet wird. Dies ist genau dann der Fall, wenn der Regenwasserabfluss des
Daches geringer oder gleich der Ablaufleistung der Entwässerungsanlage ist. Aus diesem Grund sollte im Sanierungsfall immer ein Entwässerungsnachweis durchgeführt werden.
Mit Erscheinen der DIN 1986-100 sind Entwässerungsanlagen objektbezogen zu dimensionieren.
Diese Berechnung führt die FDT-Anwendungstechnik unter Berücksichtigung des Bemessungs- und Jahrhundertregens, sowie der Dachart und des Aufbaus auf Anfrage als kostenlose Serviceleistung durch.
Um sicher zu stellen, dass alle erforderlichen Angaben zur Verfügung stehen um somit eine zeitnahe Beantwortung der Anfrage zu gewährleisten, steht auf unserer Website unter Kunden Service / Berechnungstools ein entsprechendes Formular zur Verfügung, welches uns per E-Mail zugesandt werden kann. Darüber hinaus stehen unsere Fachberater und Anwendungstechniker bundesweit für gemeinsame Dachbegehungen und zur fachlichen Unterstützung vor Ort zur Verfügung.
Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne zu allen Anforderungen rund um die Flachdach-Abdichtung. Ihren Ansprechpartner finden Sie ganz einfach auf unserer Homepage unter www.fdt.de